Im Gespräch mit dem Bürgermeister: Für Klimaanpassung muss die Stadt an einem Strang ziehen
Traditionell lädt das Besigheimer Bündnis Mensch und Umwelt (BMU) einmal im Jahr den Bürgermeister zu einem Austausch über aktuelle Themen ein. Am vergangenen Dienstag (09. Mai) nahm Bürgermeister Steffen Bühler sich Zeit für ein rund eineinhalbstündiges Gespräch mit den Ehrenamtlichen des BMU. Die gewählten Stadträte, die an vielen Prozessen eng beteiligt sind, übten sich an diesem Abend in Zurückhaltung.
Nachdem Mitte Mai die Besigheimer Klimamanagerin ihren Dienst beginnt, wird sich diese intensiv mit Veränderungen in der Wärmeversorgung der Stadt auseinandersetzen müssen. Verena Sing kennt die Stimmen der Menschen, die aufgrund der bundespolitischen Debatte nun unsicher sind, wann es welche Heizung einzubauen gilt. „Die Hausbesitzer brauchen möglichst bald eine zuverlässige Antwort, ob sie in absehbarer Zeit an ein Nahwärmenetz angeschlossen werden können oder die Investition in eine eigenes neues Heizsystem lohnt“, so Sing. Aus diesem Grund – so Bürgermeister Bühler in seiner Antwort – habe die Stadtverwaltung bereits erste Experten angefragt, die unter dem Stichwort Wärmeplanung für die Stadt ermitteln sollen, wo in Zukunft wirtschaftlich darstellbar auf Erdwärme oder eine zentrale Warmwasserbereitung gesetzt werden kann. Bühler warnt jedoch auch, dass die Wärmewende nicht ohne Konflikte machbar sein wird. Auch wenn sich im Ziel alle einig sind, werde am Ende mit Sicherheit über Kosten oder Standorte gestritten. Für das BMU ist daher die frühzeitige und regelmäßige Information der Bürgerschaft zentral, um so gemeinsam voranzugehen und so langfristig eine unabhängige, bezahlbare Wärmeversorgung zu sichern.
Mehr bürgerliches Engagement regt BMU-Koordinatorin Sabine Weiler auch beim Ausbau der erneuerbaren Energien an. Durch die Aussicht auf eine Dividende könnten so schnell Mittel akquiriert werden, wie zahlreiche überzeichnete Projekte in den Erneuerbaren zeigen. Die Idee nimmt Bühler zur Prüfung mit ins Rathaus, ebenso wie den erneuten Vorstoß des BMU, auf Landkreisebene die Fortführung bestehender Buslinien nach Ingersheim bzw. Bietigheim-Stadtzentrum zu prüfen. Hier bestehen momentan noch Lücken im Netz, die es auch im Hinblick auf die gesteigerte Nachfrage durch das Deutschlandticket zu schließen gilt. „Insbesondere der direkte Weg in die Bietigheimer Innenstadt würde die Attraktivität des ÖPNV als barrierefreie Alternative steigern“, so Maike Ahlgrimm.
Als Bühler auf die Notwendigkeit der Anpassung an ein wärmeres Klima angesprochen wurde, betonte dieser, dass es sich hierbei keineswegs um ein in die Zukunft verschiebbares Thema handelt. Schon heute müsse die Stadtgärtnerei mehr Personal einsetzen, um den Grünbestand ausreichend bewässern zu können, beobachtet nervös die Versorgungslage bei der Bodenseewasserversorgung und wird bei jeder Straßensanierung für schattenspendende Neupflanzungen sorgen.
Christen spricht sich sich für eine Verstärkung der Stadtbegrünung und ein vorausschauendes Starkregenmanagement aus. Die Herausforderungen der Klimaanpassung beschränken sich jedoch nicht auf den Zuständigkeitsbereich der Stadtverwaltung, sondern treffen auch Privatleute und Landwirte. Auch hier gilt es ins Gespräch zu kommen und gemeinsame Lösungsstrategien zu finden.