Jugendliche wollen ernstgenommen werden – im Austausch mit Schulsozialarbeitern
Von den Schulsozialarbeitern Ricarda Heckel, Joscha Weber und Julian Bach wollte das Besigheimer Bündnis Mensch und Umwelt wissen, was die Jugend nach der Coronapandemie umtreibt. Dazu fand am vergangenen Mittwochabend (10. Juli) ein Diskussionsabend statt.
Wenn Joscha Weber durch die Straßen Besigheims geht, kommt er nur wenige Meter weit, ohne angequatscht zu werden, für ein High-Five einzuschlagen oder eine herzliche Umarmung stehenzubleiben. Kein Wunder; schließlich ist Weber seit bald 15 Jahren als Sozialarbeiter an der Friedrich-Schelling-Schule Vertrauensperson und Livecoach in einem. Seine Kollegin Ricarda Heckel arbeitet seit einem Jahr am Christoph-Schrempf-Gymnasium und konnte durch ihre offene Art schnell das Herz der Schüler erobern.
„Das Verhalten von Kindern ist ein Spiegel der Gesellschaft“, betont Joscha Weber. Während der Coronapandemie habe sich das Freizeitverhalten stark verändert. Nach der Schule geht man nach Hause. Anstatt auf dem Bolzplatz oder im Freibad, treffen sich die Jugendlichen digital. Mit dem fehlenden Kontakt schwinden die Fähigkeiten im sozialen Miteinander. Wenn es Streit gibt, selbst einen Kompromiss auszuhandeln und sich einzugestehen, nicht immer recht zu haben, fällt vielen jungen Menschen schwer. „Aktuell beschäftigen Ängste und Unsicherheiten die Jugendlichen sehr stark“, berichtet Verena Sing, die ehrenamtlich in der interkulturellen Arbeit an Schulen engagiert ist. Im Alltag würden Jugendliche die Erfahrung machen, anzuecken und ausgegrenzt zu werden. Wenn Zukunftssorgen von den Erwachsenen abgebügelt werden, bereitet dies den Boden für extreme Ansichten.
Die Sozialarbeiterin Ricarda Heckel betont daher, dass es wichtig sei, die Jugendlichen und ihr denken ernst zu nehmen. „Beteiligung ist ein wichtiger Lernprozess“, so Heckel. So helfe es auch Vandalismus vorzubeugen, verschiedene Zielgruppen in die Gestaltung von Aufenthaltsorten einzubinden und Verantwortung zu übertragen. Nur wer sich selbst als Teil der Gesellschaft sieht, kann auch einen Blick für das Miteinander entwickeln. „Teil unserer Aufgabe ist es, Werte zu vermitteln“, führt Julian Bach aus, der für die Caritas Ludwigsburg-Waiblingen-Enz die Schulsozialarbeit an verschiedenen Standorten im Landkreis koordiniert und leitet. Damit dies gelingen kann, braucht es verlässliche Beziehungen und Vertrauen. Oder um es aus einer Verwaltungssicht zu sagen: Vollzeitstellen. Die besten Leute dafür haben Besigheims Schulen auf jeden Fall bereits.