Aktuelles28.12.2016

Unterstützung für Geflüchtete, Foodsharing und ein Ausflug auf dem Fluss - Das BMU-Archiv 2016

Das Bündnis Mensch und Umwelt ist in Besigheim seit vielen Jahren aktiv. Das haben wir zum Anlass genommen, die Berichte zur kommunalpolitischen Arbeit der vergangenen Jahre zusammenzutragen. Neben dem Gewässerschutz und dem Kampf gegen Lebensmittelverschwendung stand im Jahr 2016 die Unterstützung und Integration der in Europa schutzsuchenden Menschen im Mittelpunkt.

Neugebaute Unterkunft für Geflüchtete im Besigheimer Wasen.
© Marion Stieger

28. Februar 2016

Eine vielfältige Themenauswahl wurde beim jüngsten Treffen des Bündnis Mensch und Umwelt (BMU) geboten. Beim obligatorischen Bericht aus der Arbeit des Gemeinderats erläuterte Stadtrat Helmut Fischer den Sachstand der Planung und des Baufortschritts der Asylbewerberunterkünfte und informierte über den Antrag zur Wiederinbetriebnahme der Wasserkraftanlage „Fackler’sche Mühle“ an der Enz.

Die Mitteilung, dass sich bei der Sanierung der Neckarbrücke nunmehr doch eine separate Fuß- und Radwegbrücke realisieren lässt, wurde mit großer Befriedigung zur Kenntnis genommen. Somit hätten die hartnäckigen Eingaben an Politiker und Planungsbehörden, die von der Stadtverwaltung und allen kommunalpolitischen Kräften unisono vorgetragen worden sind, nun doch Früchte getragen. Die ursprünglich vorgeschlagene Radwegführung parallel zur Fahrbahn wäre unter einem Verkehrsminister Hermann, selbst passionierter Radfahrer, auch schlecht zu verstehen gewesen, warf ein Zuhörer ein.

Thomas Pulli informierte sodann über das jüngste Treffen der unlängst gegründeten Fahrradinitiative Besigheim (FiB). In relativ kurzer Zeit sei man gut vorangekommen und habe erste Verbesserungsvorschläge nicht nur fixiert, sondern diese bereits Bürgermeister Bühler und Vertretern der Fraktionen vorgestellt (der NEB berichtete).

Auch seien Vorschläge von überörtlicher Relevanz bereits der zuständigen Stelle beim Landratsamt vorgelegt worden. Er sei zuversichtlich, dass – auch aufgrund dessen, dass die Initiative breit aufgestellt und von verschiedenen Gruppierungen unterstützt und getragen werde – es bereits im laufenden Jahr zu spürbaren Verbesserungen für den Fahrradverkehr in Besigheim, insbesondere für die Radschulwege, kommen werde. Entsprechende Bereitschaft sei von der Stadtverwaltung signalisiert worden. Die BMU-Aktiven fanden anerkennende Worte für Pullis Engagement; es sehe ganz danach aus, dass die Arbeit der FiB zu einer Erfolgsstory werden könne.

Als Gast nahm an diesem Treffen Christian Walgenbach, „Botschafter“ der Initiative Foodsharing.de, teil und stellte deren Ziele und Arbeitsweise vor. Vor dem Hintergrund, dass in Deutschland pro Jahr zirka 11 bis 15 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen werden würden, sei die Organisation im Jahre 2012 gegründet worden. Die Idee hierzu sei während der Vorbereitung zum Kinofilm „Taste the Waste“ entstanden. Man bezeichne sich auch als Lebensmittelretter und wolle die alltägliche Nahrungsmittelverschwendung verringern. Als Neubürger habe er es sich zum Ziel gesetzt, auch in Besigheim eine „Fairteiler-Stelle“ ins Leben zu rufen (vgl. NEB-Bericht vom 27. Februar), wofür er aktive Mitstreiter benötige. Der Vortrag stieß auf reges Interesse und einige Anwesende bekundeten die Absicht sich gegebenenfalls in das geplante regionale Netzwerk einzubringen.

15. Mai 2016

Eine Einladung des Bürgermeisters ist fester Bestandteil des BMU-Jahresprogramms. So konnte ihn BMU-Koordinatorin Birgit Schneider beim jüngsten Treffen des Bündnisses begrüßen.

Steffen Bühler sprach die Themen an, die die Bürgerinnen und Bürger der Stadt am meisten interessieren und berichtete über deren aktuellste Entwicklung. So seien dieser Tage die ersten drei Flüchtlingsfamilien im Wohnheim im Wasen eingezogen und man erwarte in den nächsten Wochen etwa weitere 50 Personen. Nach Fertigstellung der Gebäude, die der Landkreis für die vorläufige Unterbringung nutzen wird, werden dort sukzessive pro Woche zirka 40 weitere Flüchtlinge Quartier beziehen. Wie sich die weitere Entwicklung darstellen werde, lasse sich nicht vorhersagen. Das derzeitige Stocken der Flüchtlingsströme wirke sich nicht unmittelbar auf den Landkreis aus, da dieser aufgrund mangelnder Raumkapazitäten nicht die Zahl habe aufnehmen können, die ihm nach dem Verteilerschlüssel zugewiesen sei; dies werde nun nachgeholt. Auch sei das Landratsamt bemüht, die derzeit noch belegten Sporthallen wieder frei zu machen, damit diese wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt werden können. Besigheim sei gut aufgestellt. Ein Hausmeister habe bereits seinen Dienst angetreten, ebenso stünde ein Sozialarbeiter bereit und ein weiterer werde für die Flüchtlinge in den Häusern des Landkreises bestellt.

Auch im Rathaus sei eine 50-Prozent-Stelle für die dort angesiedelten Aufgabenstellungen eingerichtet worden. Der sehr aktive und mitgliederstarke Freundeskreis Asyl sei ein Hoffnungszeichen für eine bestmögliche Integration der Besigheimer Neubürger.

Erwartungsgemäß stießen die Planungen zur Umgestaltung der Enzaue auf großes Interesse und sorgten für eine rege Diskussion. Derzeit sei das beauftragte Planungsbüro damit beschäftigt, die Vorstellungen der Besigheimer Bürgerschaft und der Interessenverbände in das Konzept einzuarbeiten. Die Projektgruppe, der auch Vertreter der Gemeinderatsfraktionen angehören, begleite die Planungen. Diverse Zielkonflikte seien zu lösen, so beispielsweise, wie man die über den Enztalradweg ankommenden Radtouristen in die Stadt leiten könne und in welchem Maße man im Planungsgebiet eine Trennung von Radfahrern und Fußgängern gestalte. Den Anliegen von Naturschutzverbänden messe man einen hohen Stellenwert zu und lege auf eine konstruktive Zusammenarbeit wert.

Auch auf die demnächst beginnenden Umbauarbeiten des „Krone-Areals“ ging Bühler ein; er gehe davon aus, dass im Herbst 2017 die Räumlichkeiten des Jobcenters und der Kfz.-Zulassungsstelle bezogen werden können. Was den Neu- bzw. Umbau der Neckarbrücke angehe, so werde man die jetzt konkretisierten Planungen in der nächsten Sitzung des AUT beraten und hoffe auf einen Baubeginn noch in diesem Jahr. Anschließend stehe der Neubau der nördlichen B-27-Brücke heran. Hier votierten die Anwesenden vehement dafür, bei der Planungsbehörde auf eine Unterführung des Radweges zu drängen. Diese Chance komme nicht wieder und sei für die Sicherheit von Schülern, Alltagsradlern und Radtouristen unverzichtbar.

Zahlreiche weitere Themen sorgten für Gesprächsstoff und einen kurzweiligen Abend. Die Teilnehmer schlossen in ihren Dank an den Bürgermeister die Prognose ein, dass man auch im nächsten Jahr wieder von seinem Besuchsangebot Gebrauch machen werde.

01. August 2016

Zu außergewöhnlicher Zeit an einem außergewöhnlichen Ort trafen sich jüngst zirka zwei Dutzend Aktive des Bündnis Mensch und Umwelt (BMU). Sie widmeten sich ausnahmsweise nicht der Kommunalpolitik im engeren Sinne, sondern starteten in Enzweihingen zu einer Kanutour auf der Enz. Unter dem Thema „gewässerökologische Exkursion“ wollte man sich aber nicht nur einen Eindruck über den Zustand eines heimischen Fließgewässers verschaffen, sondern die Veranstaltung sollte durchaus auch einen Ausflugscharakter haben. So befuhren sieben BMU-Kanadierboote die Enz von Fluss-Km 25 (Enzweihingen) bis zur Rommelmühle (Fluss-Km 11). Nach anfänglichen Schwierigkeiten beherrschten die Teilnehmer den Einsatz des Stechpaddels und die Steuerung ihrer Boote. Die gewählte Strecke erwies sich als sehr reizvoll und die Bootfahrer waren beeindruckt von der üppigen Vegetation des Enzufers. Zahlreiche Vogelarten – darunter auch mehrmals der Eisvogel – konnten gesichtet werden. Gerd Weiler gab hinsichtlich der ökologischen und technischen Besonderheiten dieses Enzabschnittes sachkundige Erläuterungen. Nach zirka vier Stunden – inklusive Umtragezeiten – war der Zielort erreicht und die BMU-Mitglieder saßen anschließend noch lange in gemütlicher Runde auf einem Gartengrundstück zusammen.

07. August 2016

Das Bündnis Mensch und Umwelt (BMU) veranstaltete am vergangenen Samstag im Rahmen der Besigheimer Sommerferienaktion einen Nachmittag mit anschaulichen Informationen rund um die Honigbiene. Den anwesenden Kindern erklärten Dorothea und Thomas Pulli allerlei Wissenswertes über deren abenteuerliches Leben und ihren ökologischen Nutzen für Mensch und Umwelt. So erfuhren die Kinder, dass eine Sommerbiene während ihres nur zirka 40-tägigen Lebens verschiedene Aufgaben in der Reihenfolge Waben putzen, Brutpflege, Wabenbau, Honigbereitung, Bewachen des Stocks und dann erst das Sammeln von Nektar und Pollen erfüllt. Auch waren die Teilnehmer erstaunt darüber, dass die Bienen beim Sammeln bis zu zirka 30 Stundenkilometer schnell fliegen können und sich bis zu 2 km vom Bienenstock entfernen. Dabei transportieren sie auf ihrem Heimflug bis zu einem Drittel ihres Körpergewichts an Nektar oder Pollen. Damit ein Imker oder eine Imkerin 500 g Honig ernten kann, legen die Bienen eines Volkes eine Gesamtstrecke zurück, die dem dreifachen Erdumfang entspricht. Bei ihren Sammelflügen erbringen diese Insekten auch die enorm wichtige Bestäubungsleistung, wodurch sie nach Rind und Schwein zum drittwichtigsten Nutztier zählen. Anhand einer Tafel erklärte Imkerin Dorothea Pulli, dass die Ernteerträge ohne die Bestäubung durch Bienen enorm schrumpfen würden. So würde beispielsweise ohne die Honigbiene der Ertrag bei Äpfeln und Kirschen um jeweils über 60 und bei Birnen um über 85 Prozent zurück gehen. An einem Schaukasten konnten die Kinder die Bienenkönigin mit ihren Arbeiterinnen sicher hinter Glas beobachten. Gelöst wurde dann auch das Rätsel, warum die Kinder in heller Kleidung kommen sollten. Ein Mensch in dunkler Kleidung bedeutet für eine Biene "Bär" und der Bär ist instinktiv der natürliche Feind der Bienen, da er sich gerne an deren Honigvorräten bedient.

Anschließend durften alle Kinder verschiedene Honigsorten probieren. Mit dabei war auch der 13-jährige Osama aus Syrien, der den Honig mit strahlenden Augen genoss. Zum Abschluss bastelten die Kinder zur Erinnerung an diesen Tag noch jeweils eine Biene aus Pappe.

29. Spetember 2016

Etwas außergewöhnlich gestaltet sich das nächste offene Treffen des Bündnis Mensch und Umwelt (BMU). Melanie Egerer, eine in der Region verwurzelte Autorin, wird aus ihrem jüngsten Roman „Wasserschaden“ vorlesen. Nach dem Erfolg ihres 2014 unter dem Pseudonym Sarah Leonhard erschienenen Kriminalromans „EhrenAmt“ hat sie sich mit dem „Wasserschaden“ an eine in der Zukunft, vor dem Hintergrund eines gescheiterten Stuttgarter Großprojektes spielende, Handlung gewagt. In diesem Szenario entwickelt sich mit rasanten Geschehensabläufen ein spannender Kriminalfall, der sowohl Gegnern wie auch Befürwortern des Jahrhundertprojektes „Stuttgart 21“ Denkanstöße vermitteln kann. Die mitreißende Rolle der attraktiven jungen Protagonistin, die sich unbeabsichtigt zur mehrfachen Mörderin zwielichter Zeitgenossen entwickelt und dem Leser dabei gleichwohl sympathisch und integer erscheint, ist mit einer eigenartigen Faszination beseelt.

15. November 2016

Einen ganz persönlichen Eindruck von der Flüchtlingsunterbringung Im Wasen wollten sich die Mitglieder des Bündnis Mensch und Umwelt (BMU) verschaffen und informierten sich dieser Tage vor Ort.

Empfangen wurden sie von den Sozialarbeiterinnen Ann-Kathrin Fischer und Frederike Zach, die die Gruppe zunächst durch noch unbewohnte Unterkunftsräume führten. Die Teilnehmer erkannten schnell, dass es sich hierbei keinesfalls um behagliche Wohnräume, sondern um auf das Notwendigste beschränkte Einfachquartiere handelt.

In einem Gemeinschaftsraum stellten sich die Sozialarbeiterinnen dann einer Vielzahl von Fragen, wobei sie für die gesamte Einrichtung sprachen – sowohl über die Situation in der Anschlussunterbringung, die in der Zuständigkeit der Stadt Besigheim liegt, wie auch über die vorläufige Unterbringung in der Zuständigkeit des Landkreises. Man sei sehr froh, dass die derzeitigen Zuweisungen wesentlich verhaltener seien, als zunächst prognostiziert. So könne man besser auf die individuellen Bedürfnisse der Flüchtlinge eingehen. Es sei derzeit noch möglich eine Trennung nach Ethnien und Religionen vorzunehmen. Momentan sei sowohl in der Anschluss- wie auch in der vorläufigen Unterbringung in etwa die Hälfte der vorhandenen Kapazität belegt.

Der Umgang mit den Flüchtlingen gestalte sich unproblematisch; auch als Frauen seien sie bislang niemals auf mangelnde Akzeptanz gestoßen. Keinesfalls sei ihnen der Handschlag verweigert worden.

Breiten Raum nehme die Vermittlung von Informationen um das Asylverfahren und die Hilfestellung im Umgang mit Behörden ein. Bei der Arbeit mit traumatisierten Flüchtlingen sei sozialpädagogisches Fachwissen und die Erarbeitung entsprechender Hilfsmaßnahmen gefragt. Große Unterstützung erfahre man vom Freundeskreis Asyl, der nicht nur gezielte Aktionen – wie Unterweisung zur Reparatur von Fahrrädern – anbiete, sondern individuelle Unterstützung in der Begleitung zu Behörden, zu Arztbesuchen oder auch Fahrten in die Kleiderkammer leiste. Die Deutschkurse würden gut nachgefragt; hier komme es bereits zu Angebotsdefiziten.

Die anwesenden BMU-Aktiven, darunter auch Stadträte, waren sehr beeindruckt von der engagierten Herangehensweise der Sozialarbeiterinnen. Zumal es sich um eine ganz neue gesellschaftliche Herausforderung handle, zu deren Bewältigung man noch nicht auf ein allzu umfassendes Erfahrungswissen zurückgreifen könne.

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